Rassistische Gewalt in der DDR – Ermordung von Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret in Merseburg

An die Tötung der beiden kubanischen Vertragsarbeiter Delfin Guerra und Raúl Paret im Jahr 1979 erinnert diese Podcastfolge. Im Gespräch mit Cynthia Zimmermann und Julia Oelkers reflektieren wir Rassismus in der DDR und Herausforderungen des Erinnerns über große räumliche und zeitliche Distanzen.

Zum Ereignis

Am 12. August 1979 kamen Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret, zwei kubanische Vertragsarbeiter, in Merseburg ums Leben. Auf der Flucht vor einem rassistischen Mob sprangen die beiden Kubaner in die Saale, wo sie mit Steinen und Flaschen beworfen wurden. Ihre Leichen wurden erst Tage später gefunden. Die Tat wird niemals konsequent aufgeklärt – auf Weisung der damaligen SED-Führung weder durch die Polizei und Staatsanwaltschaft der DDR, noch später durch erneute Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle.

Literatur, Links und Hintergründe

Initiative 12. August.

Lydia Lierke und Massimo Perinelli (Hg.): „Erinnern stören – der Mauerfall aus migratischer und jüdischer Perspektive“. ISBN: 9783957324511.

Julia Oelkers und Thomas Walther (2013): “Can’t Be Silent” [Film]. Trailer: Can’t Be Silent – Trailer deutsch german (Julia Oelker).

“Eigensinn im Bruderland” [Webdokumentation].

Gegen uns. Betroffene im Gespräch über rechte Gewalt nach 1990 und die Verteidigung der solidarischen Gesellschaft” [Webdokumentation].

Weitere Beiträge zum mutmaßlichen Mord an Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret und erinnerungskulturelle Praktiken und Herausforderungen in diesem Kontext:

Informationen der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt (2017): Der Fall Merseburg: Lynchmord an Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret in Merseburg am 12. August 1979. Ein Gastbeitrag von Dr. Harry Waibel, Historiker.

Radio Corax (11.05.2021): Mord an Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra – Das Erinnern wird kriminalisiert.

Deutschlandfunk Kultur (14.05.2021): Streit um Gedenkort für tote DDR-Gastarbeiter. Es gibt einen Unwillen, sich damit auseinanderzusetzen.

Instagramseite der Initiative 12. August.

Beiträge zum Thema der rechten Gewalt und Neonazismus in der DDR

Waibel, Harry (2017): Die braune Saat: Antisemitismus und Neonazismus in der DDR. Schmetterling, Stuttgart.
Deutschlandfunk (2019): Die DDR und ihre Neonazis. Real existierender Rechtsextremismus.

Informationen der Initiative 12. August zu den Todesfällen von Manuel Diogo und Carlos Conceição als weitere mutmaßliche Morde, siehe auch dazu Informationen der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt (2017).

Beiträge zur Situation von Vertragsarbeiter*innen in der DDR

Poutrus, Patrice G. (2020): Von der Planwirtschaft in die ethnische Ökonomie. Vertragsarbeiter in der DDR und Ostdeutschland. In: Albert Scharenberg (Hrsg.). Der lange Marsch der Migration. Die Anfänge migrantischer Selbstorganisation im Nachkriegsdeutschland. Rosa-Luxemburg-Stiftung. S. 125-139.

Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.: Motivserie „Migrationsgeschichte in Bildern“. „Vertragsarbeiter“ in der DDR.

Kurt, Seyda (2018): Vertragsarbeiter*innen in der DDR: „Heute können sie keine Kinder mehr kriegen, weil sie kaputt sind“.

Credits

Redaktion: Tanja Thomas, Fabian Virchow und Tobias Fernholz
Kokonzeption und Produktion: grasshopper kreativ
Moderation: Tanja Thomas und Fabian Virchow
Begleitmusik: Martin Pfeilsticker und Pia Fruth

Den Ereignisrückblick haben Master-Studierende der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Hochschule Düsseldorf produziert.

Credits Ereignisrückblick

O-Ton-Geberin: Jessica Massóchua von der Initiative 12. August
Sprecherin: Pia Fruth
Team Fallrekonstruktion: Lina K., Chiara W., Jelle P., Frie H., Julia M.
Ton & Schnitt: Jan Kunz

Credits Titelbild dieser Seite

Cynthia Zimmermann