Günter Schwannecke griff ein, als ein anderer von Rassisten bedroht wurde. Diese Podcastfolge mit den Gästen Diana König von der Gedenkinitiative Günter Schwannecke und Paul Neupert von der BAG Wohnungslosenhilfe erinnert an Günter Schwannecke als Künstler; sie zeigt die Herausforderungen, die ein würdiges Erinnern mit sich bringt, wenn die rechte Gewalt Menschen ohne starke Lobby trifft.
Zum Ereignis
Die beiden wohnungslosen Künstler Günter Schwannecke und Hagen Knuth stoßen am 29. August 1992 in einem Park in Berlin Charlottenburg auf Hagens Geburtstag an. Als sich zwei Männer mit Verbindung in die rechtsextreme Szene gegenüber einer dritten Gruppe rassistisch äußern, mischen sich Günter Schwannecke und Hagen Knuth ein und zeigen Zivilcourage. Daraufhin werden sie mit einem Baseballschläger geschlagen und schwer verletzt. Günter Schwannecke stirbt wenige Tage später an seinen Verletzungen.
Literatur, Links und Hintergründe
Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe
Günter-Schwannecke-Gedenkinitiative Website und Facebook-Seite
Der NSU ermordete seit 2000 mit der immer selben Waffe: Enver Şimşek (38 Jahre alt) – ermordet am 9. September 2000 in Nürnberg, Abdurrahim Özüdoğru (49 Jahre alt) – ermordet am 13. Juni 2001 in Nürnberg, Süleyman Taşköprü (31 Jahre alt) – ermordet am 27. Juni 2001 in Hamburg, Habil Kılıç (38 Jahre alt) – ermordet am 29. August 2001 in München, Mehmet Turgut (25 Jahre alt) – ermordet am 25. Februar 2004 in Rostock, İsmail Yaşar (50 Jahre alt) – ermordet am 9. Juni 2005 in Nürnberg, Theodoros Boulgarides (41 Jahre alt) – ermordet am 15. Juni 2005 in München, Mehmet Kubaşık (39 Jahre alt) – ermordet am 4. April 2006 in Dortmund, Halit Yozgat (21 Jahre alt) – ermordet am 6. April 2006 in Kassel.
Podcast „Sozialdarwinistische Morde an Wohnungslosen“ von 404 – Willkommen in Entropien. u.a. mit Dirk Dymarski von der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen
Weitere Infos zu Günter Schwannecke sowie zum Gedenken findet ihr u.a. unter folgenden Links:
http://berlin.niemandistvergessen.net/morde/guenterschwannecke/
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/guenter-schwannecke-staatlich-anerkannt/
https://antifa-westberlin.org/1310/
Weiterführende Literatur zu Gewalt gegen wohnungslose Menschen sowie zur ideologischen Bedeutung des Begriffs Sozialdarwinismus:
Opferperspektive e.V., (2015)(Hrsg.): Rassistische Diskriminierung und rechte Gewalt: an der Seite der Betroffenen beraten, informieren, intervenieren. 2. Auflage. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Pollich, Daniela (2017): „Opferwerdung wohnungsloser Menschen.
Ein Überblick zum Stand der Forschung zu Theorien, Methoden, Opfern und Tätern“, IKG Working Paper Bielefeld, S. 51-77.
Teidelbaum, Lucius. Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus. 1. Auflage. Unrast transparent. Rechter Rand, Band 13. Münster: Unrast, 2013.
Credits
Redaktion: Tanja Thomas, Fabian Virchow und Tobias Fernholz
Kokonzeption und Produktion: grasshopper kreativ
Moderation: Tanja Thomas und Fabian Virchow
Begleitmusik: Martin Pfeilsticker und Pia Fruth
Den Ereignisrückblick haben Master-Studierende der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Hochschule Düsseldorf produziert.
Foto Titelbild: Karl-August Holländer via Gedenkinitiative Günter Schwannecke. Das Bild zeigt Günter Schwannecke etwa 1980 in einem Café in Braunschweig. Im Hintergrund sind Bilder ausgestellt, die er selbst gezeichnet hat. Collage: grasshopper kreativ.
Credits Ereignisrückblick
O-Ton-Geberin: Diana König
Studierende: Annkatrin Voos, Fabian Lenhardt, Laura Scherer, Philipp Sigle, Elisabeth Köhnke, Sophia Schlicker und Marlene Pick
Sprecherin: Pia Fruth
Dieser Podcast entstand im Rahmen von Doing Memory, einem interdisziplinären Projekt im Feld der Erinnerungskultur – von Tanja Thomas, Matthias Lorenz und Fabian Virchow. Das Projekt „Doing Memory“ wurde gefördert von der VolkswagenStiftung.